AUSZUG AUS DEN WETTBEWERBSUNTERLAGEN

"Mit der Wiedervereinigung Berlins ist der Bereich Kulturforum in einen veränderten städtischen Kontext zu sehen. In unmittelbarer Nachbarschaft wächst inzwischen deutlich sichtbar am Potsdamer Platz ein Büro-, Unterhaltungs- und Wohnquartier von gesamtstädtischer Bedeutung heran. Ergänzend zum Kulturforum werden hier ein Filmhaus mit Bibliothek, Museum und Programmkino sowie die deutsche Mediathek angesiedelt. Es entsteht hier eines der drei Hauptgeschäftszentren von Berlin, dessen Wirkung durch die Anlage eines neuen Regionalbahnhof sowie einen S- und U-Bahnhof mit mehreren Linien verstärkt wird. Damit steht das Kulturforum in einem völlig anderen Kontext als in den 50er und 60er Jahren, als man davon ausging, daß das Kulturforum durch eine Stadtautobahn. die sogenannten Westtangente, im Rücken der Staatsbibliothek vom Potsdamer Platz und dem historischen Zentrum abgetrennt war Auch das neue Regierungsviertel im Spree­bogen ist nicht weit entfernt. Dadurch entstehen erweiterte Verflechtungsbereiche für das Kulturforum mit zusätzlichen Nutzem. Als vorläufig letzte geplante Kultureinrichtung geht die Gemäldegalerie der Fertigstellung entgegen. Die Eröffnung dieser bedeutenden Kunstsammlung findet am 12. 6. 1998 statt Damit wird der Komplex der "Museen der europäischen Kunst‘, der außerdem das Kupferstichkabinett, die Kunstbibliothek und das Kunstgewerbemuseum enthält, vervollständigt.

 Die abschließende bauliche Entwicklung des Kulturforums soll offengehalten werden, bis aus der raumwirksamen Realität der Bebauung am Potsdamer Platz und dem Verhalten der Benutzer Rückschlüsse auf weitere Ansprüche an das Kulturforum gezogen werden können. Um so mehr ist es jedoch erforderlich, die zur Zeit brachliegenden und durch Zwischennutzungen belasteten Freiflächen des Kulturforums kurzfristig gestalterisch aufzuwerten. Zusätzlicher Gestaltungsbedarf entsteht durch den bereits begonnenen Umbau der neuen Potsdamer Straße, der z.B. den Bereich vor der Staatsbibliothek neu zuschneidet  

Deswegen hat der Senatsausschuss "Berlin 2000" am 14. 8. 97 beschlossen, einen landschaftsplanerischen Wettbewerb mit städtebaulichem Anteil auszuloben. Der Schwerpunkt liegt auf der ersten Realisierungsstufe, in welcher der Bereich zwischen den Museen der Europäischen Kunst, Nationalgalerie, Staatsbibliothek und Scharounstraße von Zwischennutzungen befreit und als landschaftsarchitektonisch gestalteter öffentlicher Raum angelegt werden soll. Damit wird angestrebt, für die Eröffnung der Gemäldegalerie im Juni 1998 ein attraktives Umfeld zu geschaffen. Dieser erste Realisierungsschritt muss eingebettet werden in eine Gesamtidee für das Kulturforum. Deren Vertiefung und Ausarbeitung für die übrigen Bereiche sowie die funktionale und 

architektonische Konkretisierung der vorzuschlagenden Baukörper erfolgt langfristig in weiteren Stufen. Die Ausgangslage für die Aufgabenstellung bildet das im Planwerk Innenstadt erstmals im November 1996 vorgestellte Leitbild, nach dem die vorhandenen Einzelbauten durch den als verbindenden, landschaftsarchitektonisch gestalteten öffentlichen Raum angelegten Mittelbereich des Kulturforums in Szene gesetzt  werden sollen. Diese Vorstellung soll unter Beteiligung aller am Verfahren Beteiligter weiterentwickelt und konkretisiert werden. Als Hans Scharoun, unter Mitwirkung des Landschaftsarchitekten Hermann Mattern, das Kulturforum als Ganzes konzipierte (1964), griff er auf die 1946 für die Berliner Wiederaufbauplanung adaptierte Idee der Stadtlandschaft zurück. Seinerzeit hatte er den Begriff metaphorisch definiert, "Landschaftlichkeit" als frei - rhyth­misches Ordnungsprinzip der hergebrachten orthogonalen Ordnung der Bauten im Stadtraum gegenübergestellt Die Durchdringung von Stadt und Natur, der Wunsch nach Aufhebung der Grenzen zwischen Innen- und Außenraum, die Bildung von ‘fließenden Räumen", die gemeinhin als charakteristisch für die Stadtlandschaft gelten, waren für Scharoun erwünschte und auch angestrebte Gestaltungsziele, aber dem Grundgedanken der Landschaftlichkeit nachgeordnet."