Aus
dem Ausschreibungstext zu dem Wettbewerb für das Institut für Physik
der Humboldt-Universität in Berlin-Adlershof (Nov. 1997) lässt sich
eine Entwurfsaufgabe herausarbeiten, die aus einem Konglomerat mehrerer
Programme besteht, von denen hier nur drei herausgegriffen werden: (1) das Innenraum-Programm, (2) das Städtebau-Programm
und (3) das Freiraum-Programm. Alle drei Programme sollen bei dem
Entwurf berücksichtigt werden. Diese Ausgangssituation soll im
folgenden benutzt werden, um an dem Entwurf anschaulich zu zeigen,
wie als ein Programm dienen kann, eine Vielzahl
anderer Programme im Entwurfsprozess zu steuern.
Dieser Entwurf soll als Folie dienen für die Fragestellung nach dem
Verhältnis von Programm und Entwurf, d.h. nach der programmierten Form.
Diese Frage wird erst akut in dem Augenblick, in dem das Programm so groß
und komplex wird oder so viele verschiedene Programme berücksichtigt
werden müssen, daß es nicht mehr in einer sinnhaften Form ausgedrückt
werden kann. Es stellt sich also genauer die Frage, wie komplexe
Programme konkret koordiniert werden können, wie der Architekt sich im
bewegt. |
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Wir
haben es hier mit einem Problem der Moderne zu tun, denn erst die
funktionale Ausdifferenzierung der
Gesellschaft in einzelne Systeme wie dem Wirtschaftssystem, dem
Rechtssystem oder dem Kunstsystem haben zu einer Differenzierung von
verschiedenen Programmen geführt. Pop Art hat sich in den 60er Jahren auf dieses Phänomen
eingelassen. Pop Art hat sich Programme gesetzt, die ermöglichten, mit
Programmen anderer Systeme, z.B. dem Wirtschaftssystem, zu arbeiten.
Durch zum Wirtschaftssystem analoge Produktionstechniken wie der
Massenproduktion, Serienfertigung, Mechanisierung konnten im Kunstwerk
die Strukturen dieser Systeme anschaulich abgebildet werden. Ursprünglich
kunstsystemfremde Programme werden nicht avantgardistisch negiert,
sondern affirmativ aufgenommen. Pop Art geht in die Programme hinein, lässt
sich auf die Programme ein, durchforstet sie, nistet sich in Ihnen ein,
um an sich selbst diese Strukturen sinnlich aufscheinen zu lassen.
Keiner konnte sich wohl besser in solchen Systemen bewegen als . Die Kunst Andy Warhols lag darin, in
und mit diesen Systemen zu surfen, also deren Struktur zu durchschauen
und dennoch nicht von Ihnen verschluckt zu werden. Denn letztlich
müssen sich die Arbeiten als Kunstwerke bewähren und nicht als
Gebrauchsgegenstände oder Designobjekte.
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