...auf Vierkanthölzer auf, was die Assoziation von Altar und Leichenzug geweckt haben mag, und Nieslony trieb das Rot weiter in den Raum hinein. Nachdem Rolf Eisenburg sich im Zuge einer Malaktion von den Heizkörpern getrennt hatte, legte Tony Cragg auf dem Boden drei Arrangements aus Plastikteilen aus. So von Station zu Station. Jede aktuelle Arbeit war in Widerspruch, Umformulierung, Weiterführung einHermann Pitz, Neuinszenierung des U-Bahnhof Gleisdreieck, Berlin, 1980 individueller  Kampf mit der vorherigen. Bis Fritz Rahmann als dreizehnter an der Reihe war. Am Boden, an der Decke, an den Wänden, überall Farbspuren von den Vorgängern und hinter einem Verschlag verborgen die Relikte: Heizkörper, Farbeimer, Türblätter, die leeren Flaschen der Eröffnungen, Verpackungskartons. Alles zerrte er hervor, machte aus den Resten und dem Verworfenen eine Arbeit, legte Flaschen zu Flaschen, Eimer zu Eimer, Kartons zu Kartons, eine strukturierte Assemblage, in der das Ganze Verfahren noch einmal Thema wurde: Kunst als Auseinandersetzung mit dem, was vor Ort gegenständlich passiert war und ästhetisch spricht, Kunst als  Auseinandersetzung mit dem Kontext und als Produkt des Kontextes. Nicht Kulturforum/Berlin die Realität als eine ästhetische in den Kunstraum tragen wollten sie, sondern den realen Raum ästhetisch umformulieren. Und nicht den Gesetzen der Institute sich unterwerfen oder diese Gesetze für einen kurzen Moment brechen, sondern - typisch siebziger Jahre - in Selbstorganisation das eigene Gesetz der Offenheit in die Tat umsetzen. Angesichts eines gigantischen Ausstellungsbetriebs und einer grenzenlosen, weltweiten Verfügbarkeit von Kunstwerken, die längst ihrer ursprünglichen Zusammenhänge beraubt sind, behauptete und praktizierte das Büro Berlin die Bindung künstlerischer Arbeit an Ort und Zeit. Daran gekoppelt war jener temporärer Charakter, der jedem Besucher schmerzhaft bewusst wird, wenn er sich vor Augen führt, dass das Werk binnen kurzem beseitigt und das heißt in der Regel: zerstört sein wird.  Dieser Unterzug von Destruktion und Vergänglichkeit Büro Berlin ist der Preis für den direkten Bezug auf Ort und Zeit: statt der Dauer die vorübergehende, dann aber von Anfang bis Ende authentische Bindung. In der Subversion, in der Infiltration der Fiktion in die Praxis steckt die eigentliche Sprengkraft dessen, was das Büro Berlin temporär und exemplarisch in die Welt gesetzt hat" (Schneede 1997,S.12ff)[Abb.14/15]