Den offensichtliche Vorzug der traditionellen Stadt sehen Rowe/Koetter ganz wie Camillo Sitte in dem durchgehenden Gefüge der Baumasse oder Textur, die ihrem Gegenstück, dem geformten Raum, Kraft verleiht. Der Stadt der Moderne fehlt diese Textur. Sie besteht aus einzelnen Objekten, die einen bestimmten Raum um sich herum besetzen. Rowe/Koetter nennen deshalb auch diese modernen Objekte "space-occupier", während sie die Häuser der traditionellen Stadt aufgrund ihrer raumbildenden Kraft als "space-definer" bezeichnen. Anschaulich wird dies bei einer Gegenüberstellung von Le Corbusiers Unité d’Habitation und Vasaris Uffizien:

Florenz / Bologna

Hier treffen Baukörper (Unité) und Raumkörper (Uffizien) aufeinander. Die Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Modellen typisieren Rowe/Koetter als die Auseinandersetzung zwischen Akropolis und Forum.

Akropolis

 

Rom, Forum Romanum und Kaiserforen

Auch Sitte bezog sich ja auf Forum und Akropolis in seiner Einleitung zum Städtebau nach künstlerischen Grundsätzen. Für ihn jedoch stellte die Akropolis eher die heute unerreichbare Steigerung des Forums dar: "Im wesentlichen, nach denselben Regeln angeordnet, zeigt sich der Marktplatz von Athen, soweit vorliegende Restaurationen der Wirklichkeit nahe kommen konnten. Die höchste Steigerung dieses Motives ist aber zu erkennen an den großen Tempelbezirken des griechischen Altertums zu Eleusis, Olympia, Delphi und an anderen Orten. (...) Das vollendetste Beispiel dieser Art bietet die Akropolis von Athen" (Sitte 1889,S.10).

Rowe/Koetter sehen hingegen in diesen beiden Anlagen – dem Forum und der Akropolis – diametrale Gegensätze: Die Akropolis als ein Gebilde aus einzelnen raumbesetzenden Objekten, das Forum eine dichte Textur aus raumdefinierenden Häusern. Weil jedoch beide Modelle in unserer heutigen Stadt existieren, und "weil wir weder auf das eine noch auf das andere verzichten wollen, möchten wir eigentlich beide tauglich machen. Denn in einer Zeit von angeblich großer Wahlfreiheit und pluralistischen Bestrebungen sollte es möglich sein, wenigstens eine Art Strategie der Anpassung und der Koexistenz zu entwickeln" (Rowe/Koetter 1978,S.93).