Rowe/Koetter versuchen, wie schon vor ihm Camillo Sitte, die Stadt als eine Art Theater zu verstehen: "Was ist nach dieser Beschreibung ein Forum anderes als eine Art Theater?" (Sitte 1889,S.8). Dabei ist aber für Rowe/Koetter die Stadt sowohl ein "Theater der Erinnerung" als auch ein "Theater der Vorhersage": "Die Uffizien sind eine zentrale Raumkörperfigur, unverrückbar und offensichtlich geplant, mit einer ungleichmäßigen Hinterfüllung als Entourage, die locker sein darf und auf die unmittelbare Umgebung eingehen kann. Als Setzung einer idealen Welt und als ein Einbeziehen empirischer Umstände können die Uffizien als Ausgleich zwischen den Themen sich selbst bewusster Ordnung und spontaner Zufälligkeit verstanden werden, und weil sie das Bestehende akzeptieren, indem sie das Neue verkünden, verleihen die Uffizien dem Neuen wie dem Alten Wert" (Rowe/Koetter 1978,S.98).

Die oben angesprochene "Hinterfüllung" ist das Hilfsmittel, beide Modelle zu verbinden. Später nennen Rowe/Koetter diese Hinterfüllung poché: "Offen gestanden hatten wir diesen Ausdruck vergessen oder in einen Katalog veralteter Begriffe verbannt und wurden erst kürzlich durch Robert Venturi an seine Nützlichkeit erinnert. Denn wenn poché, verstanden als der Abdruck des traditionellen Massivbaus im Plan, dazu dient, die Haupträume des Bauwerke voneinander zu trennen, wenn es ein zusammenhängender Grund ist, der eine Anzahl bedeutender räumlicher Ereignisse umrahmt, dann fällt es 

nicht schwer, einzusehen, daß das Erkennen von poché auch vom Kontext abhängt und daß je nach dem Wahrnehmungsfeld das Bauwerk selbst eine Art poché werden kann, eine Baumasse, welche hinsichtlich gewisser Absichten die Lesbarkeit angrenzender Räume unterstützt. Und so können Gebäude wie beispielsweise der Palazzo Borghese als Typen von bewohnbarem poché aufgefasst werden, welche als Übergang äußere Hohlräume verbinden" (Rowe/Koetter 1978,S.114).

Rom, Palazzo Borghese. Das Gebäude als Füllung

Entsprechend beschreiben Rowe/Koetter die Aufgabe und Technik des Architekten und Stadtplaners als die des Bricoleurs. Das Aufeinandertreffen beider Stadtmodelle kann nur in einer Art Bricolage, in der Collision City aufgehoben werden.

Rowe/Koetter beziehen sich dabei auf Claude Lévi-Strauss, der sich in seinem Buch "Das wilde Denken" (1961) u.a. auch mit der Technik der bricolage auseinandersetzt: "In seinem ursprünglichen Sinn lässt sich das Verbum bricoler auf Billard und Ballspiel, auf Jagd und Reiten anwenden, aber immer, um eine nicht vorgezeichnete Bewegung zu betonen: die des 

Balles, der zurückspringt, des Hundes, der Umwege macht, des Pferdes, das von der geraden Bahn abweicht, um einem Hindernis aus dem Weg zu gehen. Heutzutage ist der Bastler jener Mensch, der mit seinen Händen werkelt und dabei Mittel verwendet, die im Vergleich zu denen des Fachmanns abwegig sind" (Levi-Strauss 1961,S.148).

Ähnlich einer "Theorie widerstreitender Kräfte" (S.155) stellen sich Rowe/Koetter die Collision City vor, und als Beispiel dient ihnen dafür das Kaiserliche Rom.

Das kaiserliche Rom, Plan von J.A. Léveil nach Canina, 1847, Ausschnitt, invert