ORNAMENTALES  ENTWERFEN

"Die bis heute nachwirkende Abwertung des nur Ornamentalen geht zurück auf die Einführung des Schönheitsbegriffs in die älteren Kunstlehren der italienischen Frührenaissance. Die vorangehende rhetorische Tradition hatte bereits zwischen der klaren und fehlerfreien Rede und dem "ornamentum" unterschieden, hatte dabei das Hauptgewicht der rhetorischen Schulung und Kunstfertigkeit aber im ornamentum gesehen. Im Mittelalter erläuterte "ornatus mundus" die Schönheit des geschaffenen Seins; der Himmel mit Sternen, die Luft mit Vögeln, das Wasser mit Fischen, die Erde mit Menschen - so Guillaume de Conches. Entsprechend reichhaltig war der Begriff des ornatum/ornato noch im Humanismus der italienischen Frührenaissance. Mit der Einführung begrifflicher Bemühungen um die Idee der Schönheit scheint sich dies geändert zu haben. Man unterscheidet jetzt das Ornament nicht mehr von der einfachen, rohen, kunstlosen Ausführung, sondern von der "Komposition" des Kunstwerks, auf die es vor allem ankommt. Wie immer dann Schönheit definiert wurde: die Begrifflichkeit erzwang eine Unterscheidung von natürlicher Schönheit und Schmuck, Verzierung, unterstützender Zutat. In den auf Alberti folgenden Architekturtheorien findet man diese Unterscheidung fest etabliert.  Unabhängig von den wechselnden und immer wieder scheiternden Definitionen des Schönen wird, davon gleichsam ungerührt, immer wieder betont, daß Verzierungen nur eine unterstützende, auf das Wesentliche hinlenkende und nicht davon ablenkende Rolle spielen dürften. Auch die heutige Diskussion setzt das Ornamentale als Verzierung oder Dekoration dem eigentlichen Sinn der Kunst entgegen, ist aber sensibler in der Frage der Einflüsse des Ornamentalen auf die Stilentwicklungen in der Kunst - eine seit dem 19. Jahrhundert laufende Diskussion. Aber der Unterschied der Funktionen bleibt: Das Kunstwerk verdient mehr Aufmerksamkeit als die bloße Dekoration" (Luhmann 1995).

Das Ornament in der Systemtheorie Luhmanns

Die Ornamentalität des Entwurfsprozesses

Die Entwurfsstrategie als Programm

Ornamentales Entwerfen als Meta-Entwurfsstrategie

Die Ornamentalität der Entwurfsdarstellung