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CollageMontage

Colin Rowe/Fred Koetter: Collage City

[Abb.16]

Im Laufe dieser Entwicklung wurden die bestehenden Grenzen zwischen den traditionellen Kunstgattungen mehr und mehr in den Konzepten individuell schöpferischer Strategien aufgehoben. Zwei Künstler prägten diese Richtung nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend: John Cage und Joseph Beuys. Für beide war das von Duchamp bereits 1913 erfundene Ready-made-Prinzip (Setzung der Identität von Kunst- und Gebrauchsgegenstand) ein wichtiger Ausgangspunkt. Cages Musikverständnis - die Betonung der Gleichzeitigkeit von Klang, Geräusch und Stille, die Verwendung von Zufallsmethoden und die Einbeziehung der Zuhörer in den Entstehungsprozess der Kunst - führte zu einer völlig neuen Erfahrung.

Der erweiterte Kunstbegriff von Joseph Beuys zielte mit dem Projekt der "Sozialen Plastik" auf die Ausweitung der künstlerischen Aktionen auf alle sozialen Bereiche (Wirtschaft, Politik, Pädagogik, etc.). Er gründet sich auf die, wie Beuys betonte, im Menschen veranlagten Grundqualitäten zur Freiheit und Kreativität und mündet deshalb folgerichtig in die Aussage: Jeder Mensch ist ein Künstler. Damit werden Kunst und Leben gleichgesetzt, und zwar in dem Maße, wie der Mensch sein kreatives Potential entfaltet und zur bewussten Gestaltung des Lebensprozesses einsetzt. Mit diesen erweiterten Kunstauffassungen fallen den Betrachtern bzw. Zuhörern völlig neue Rollen zu: sie werden zu aktiven Gestaltern. Die Konsequenzen aus diesen radikalen Veränderungen des Kunstprozesses im 20. Jahrhundert sind bis heute kaum gezogen" (Ausstellungskatalog).