WETTBEWERB PHYSIKINSTITUT ADLERSHOF/BERLIN
ORNAMENTALES ENTWERFEN ALS LEIT-PROGRAMM

 

"Man könnte vielleicht sagen: misslungen ist ein Kunstwerk, wenn ein Beobachter die Kontrolle über das Zusammenspiel der Formen verliert; wenn er also nicht mehr erkennen kann, wie eine Formwahl über das, was sie im Kunstwerk weiterhin fordert, mit den anderen zusammenhängt. Aber das wäre nur im konkreten Kunstwerk, also nicht unter Heranziehung von Prinzipien und Regeln sichtbar zu machen. Die Antwort könnte deshalb darin liegen, daß jedes Kunstwerk sein eigenes Programm ist und sich, wenn genau das gezeigt werden kann, als gelungen und eben damit als neu erweist. Die Programmatik durchdringt, könnte man sagen, das Einzelwerk, und erlaubt dann kein zweites derselben Ausführung mehr. (...) Der Begriff der Selbstprogrammierung löst die Probleme des traditionellen Freiheitsverständnisses auf, indem er Freiheit auf selbsterzeugte kognitive Vorgaben bezieht. Selbstprogrammierung soll nicht heißen, das einzelne Kunstwerk sei ein autopoietisches, sich selbst erzeugendes System. Man kann jedoch sagen: es konstituiere die Bedingungen seiner eigenen Entscheidungsmöglichkeiten. Oder: es beobachte sich selbst. Oder vielleicht genauer: es sei nur als Selbstbeobachter beobachtbar. Nur wenn man erkennt, wie es die Regeln, nach denen sich die eigene Formwahl richtet, aus eben dieser Formwahl entnimmt, kann man ein modernes Kunstwerk adäquat beobachten" (Luhmann 1995. S.328ff).

 

 

Motorenprüfstand aus den 30er Jahren im "Aerodynamischen Park" Berlin-Adlershof