Monika Wagner
        Privatisierung von Kunst und Natur im öffentlichen Raum
        Die Plazas von Manhattan

"I can‘t even enjoy a blade of grass unless I know there‘s a subway handy or a record store or some sign that people do not totally regret life."

(Text Walt Whitmans in Siah Armajanis Geländer von North Grove, Battery Park City, N.Y.)

 

World Financial Center, New York"Wenn sich verallgemeinernd sagen lässt, der französische Absolutismus habe in den reglementierten Gärten, die englische Aufklärung in den Landschaftsparks ihre jeweilige Verstellung von der idealen Beziehung zwischen Kunst und Natur vergegenständlicht, so mag man in den öffentlichen "Plazas" von das zeitgemäße Pendant gegenwärtiger Herrschaftsform sehen. Im neuen Manhattan, das seit einigen Jahren im südwestlichen Zipfel um das World Trade Center und das World Financial Center ebenso wie in Midtown entsteht, werden öffentliche Räume kreiert, deren verkleinerte Varianten sich inzwischen auch in den europäischen Metropolen wiederfinden lassen. Angesichts einer sich ständig verdichtenden Bebauung förderte die Stadt New York das Entstehen dieser als öffentlich deklarierten Räume seit 1961 durch eine Gesetzesnovellierung mit Steuervorteilen und einem Bonussystem (Senie 1979, 110). Im Tausch gegen "Luftpakete" für immer höhere Bebauungen (Schmidt 1991, 229) entstehen allerdings keineswegs neue urbane Zentren — wie es der spanische Begriff für einen Marktplatz nahe legt —‚ sondern kleine und kleinste Vorhöfe oder Passagen zu den Wolkenkratzern. Sie schieben sich foyerartig in die Hochhaustürme hinein oder lagern zwischen Eingang und Straße; meist liegen sie um ein halbes Geschoss erhöht oder vertieft auf Basementebene, so daß sie von der uneingeschränkt öffentlichen Straße deutlich abgegrenzt sind. Diese Plazas fungieren als Signum einer "neuen urbanen Landschaft" im "aufsteigenden Manhattan" (Goldberger 1988, C 15)" (Wagner, 1993).

GELESENES    Plazas - Neue urbane Räume    Rem Koolhaas: Delirious New York