Informationen nexthamburgAls einen weiteren Ansatzpunkt möchte ich die multimediale Stadtplanungsplattform "nexthamburg" erwähnen, die während des Hamburger Architektursommers 2000 und darüber hinaus im Internet präsent sein wird. Die Autoren dieser Plattform wollen "Orte von morgen" aufspüren und dazu einladen, diese Orte auf spielerische Art zu erkunden und Ideen für sie zu entwickeln. Ziel ist es, eine öffentlichen Diskurs über stadtplanerische Zukunftsthemen anzuregen und dabei mit Hilfe der Möglichkeiten des Internets eine breite Öffentlichkeit zu erreichen: "Über die formelle Bürgerbeteiligung hinaus wird ein Forum für innovative, vielleicht auch kontroverse Ideen geschaffen" (www.architektursommer.de).

 

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Im wissenschaftlich-forschenden Bereich ergibt sich als ein erster Anknüpfungspunkt der Versuch einer Anwendung der Entwurfstheorie ORNAMENTALES ENTWERFEN auf Entwurfsarbeiten anderer Architekten. In der praktischen Anwendung müsste sich ORNAMENTALES ENTWERFEN als eine Analyse- und Bewertungsstrategie bewähren. Als zweiter Anknüpfungspunkt ergibt sich die grundsätzliche Frage nach dem Ornament in der Gesellschaft. Mit einigen Gedanken zu diesem Thema möchte ich den Erläuterungsbericht abschließen.

Am Anfang meines Erläuterungsberichtes hatte ich betont, das Ornament "lediglich" als Grundform des Entwickelns von Formen aus Formen behandeln zu wollen. Damit habe ich mich abgegrenzt von den Theorien, die das Ornament als Ausdruck der Perfektion der geschaffenen Welt oder nur als Schmuck betrachtet haben. Zugleich wurde damit aber der Weg zu einer Beobachtung des Ornaments frei, welche sich auf den Prozess der Ornamentgenese fokussierte. Dabei habe ich den komplexen Zusammenhang von Gesellschaft und Ornament bewusst außer Acht gelassen, um mich frei und gezielt mit diesem Begriff auseinander zu setzen. Da ich mir aber den Begriff des Ornaments aus der Systemtheorie geborgt habe, d.h. einer Theorie der Gesellschaft, muss an dieser Stelle diese strategische Auslassung wieder in die Arbeit hineingeholt werden.

Auszüge aus: Wilhelm Worringer, Abstraktion und EinfühlungWilhelm Worringer stellt in seinem 1908 erschienenen Buch "Abstraktion und Einfühlung" die These auf, daß es im Wesen der Ornamentik liegt, daß in ihren Erzeugnissen das Kunstwollen eines Volkes am reinsten und ungetrübtesten zum Ausdruck kommt: "Sie bietet gleichsam ein Paradigma, an dem man die spezifischen Eigentümlichkeiten des absoluten  Kunstwollens  klar  ablesen  kann" [24:89].

 Dabei stellt  Worringer  heraus, daß die Kunst nicht mit naturalistischen Gebilden beginnt, sondern mit ornamental-abstrakten: "Zum Linear-Anorganischen, jede Einfühlung Abweisenden drängen die ersten Anfänge ästhetischen Bedürfnisses" . In diesem Sinne interpretiert [24:94] Worringer das Ornament in seiner Prozesshaftigkeit: "Nicht das pflanzliche Gebilde, sondern das Bildungsgesetz desselben war es, das der Mensch in die Kunst übertrug" [24:98]. Wie weit diese Übertragung des "Bildungsgesetzes" sich von der natürlichen Form entfernt oder sich ihr wieder annähert ist dann nur die Frage des Stils. Wie die Natur in der Kunst erscheint, nach welchem Gesetz, ist keine Frage des Könnens, sondern des jeweiligen "Kunstwollens". Damit greift Worringer einen Schlüsselbegriff aus Alois Riegels Kunsttheorie auf und kann so das Ornament lesbar machen und ihm eine spezifische gesellschaftliche Integrationsfunktion zuschreiben.